das große trotzdem: über das fallen
»Ich will wissen, wer du bist, Wenn du fällst, fällst, fällst, fällst, Und nichts mehr unmöglich ist, Ich will wissen, wer du bist, Wenns egal, egal, egal, egal, Oh wenns egal ist, Hoch oben nah dem Sturm«
Wir merken es nicht, aber wir werden bewegt. Immer. Kräfte, die den Körper ganz durchdringen. Es ist ein Tanz mit der Schwerkraft. Die Schwerkraft ist das große Drama des Universums. Wir werden geformt, verändert und festgehalten von Physik. Es gibt kein Entrinnen.
Was ist das Gegenteil von Depression? Expression. Emporsteigen. Fallen. Aufstehen und Zusammenkommen. Einmal mehr aufstehen, als man umgeworfen wird. Das ist Kunst. Balance finden.
Glück ist dieser kleine Augenblick der Aufhebung aller Kräfte, eine absolute Gegenwart. Eine Art Schwebezustand, eine Abwesenheit von Gewicht.
Gegenseitige Anziehung. Sich Fallenlassen. Die Liebe ist auch eine Kraft, die uns mitreißt.
Kreativität entsteht durch ein feines Zusammenspiel von Phantasie und Vernunft.
Pure Vernunft, darf niemals Siegen.
Viel zu oft erstickt die Vernunft die Phantasie. Und das ist schlimm, denn ohne Phantasie kann nichts wirklich neues entstehen. Wenn wir denken, wenn wir inspiriert sind, im freien Spiel der Phantasie, und viele neue Ideen haben, haben wir nur für einige von diesen Gedanken Verwendung. Hier kommt die Vernunft zu ihrem Recht. Denn auch sie hat natürlich eine wichtige Funktion, wir dürfen das sortieren nicht vergessen. Nicht die Phantasie komponiert. Eine Komposition, und jedes Kunstwerk ist eine Komposition, entsteht in einem erstaunlichen Zusammenspiel zwischen Phantasie und Vernunft oder zwischen Fühlen und Denken. In einem schöpferischen Prozess liegt immer ein Element von etwas zufälligem. In einer Phase kann es wichtig sein, solche zufälligen Einfälle nicht auszusperren. Es ist wichtig zu versuchen, ganz in der Gegenwart zu sein. In der Konzeption wird der Augenblick intensiviert.
Die Phantasie ist auch für die Philosophen wichtig.
Um etwas neues zu denken, müssen auch sie den Mut haben, sich fallen zu lassen. Vertrauen ist etwas, das man mit dem Denken nicht erreichen kann.
Wir kreisen im Raum. Weichen uns aus. Begehren uns. Finden zueinander. Halten uns fest. Wir kreisen und altern. Wollen mal beschleunigen, mal anhalten. Und schaffen es selten, jetzt zu sagen. Und hier.
Ein Denkmal versaut die Liebe. Es ist eine Allegorie dafür, was es heißt, eine Existenz allein ins Denken zu setzen. Es ist gut, zu denken, solange man nicht versteinert. Dahinter steckt eine Ängstlichkeit. Im Denken ist alles Andere als Vernunft am Werk, das weiß die Chronik der Gefühle. Wenn wir uns selbst beobachten, sehen wir, dass alles Denken begleitet ist von Empfindungen, von Gefühlen, von Wahrnehmungen, von Befürchtungen und Hoffnungen, also ein enormer Fächer von Emotionalität sich im Denken öffnet. Wenn wir das leugnen und Gefühle rationalisieren, vernünfteln wir. Das andere der Vernunft wird vernichtet oder diszipliniert. Wir sollten es wahrnehmen und dann anerkennen, um ein gelasseneres Verhältnis zu gewinnen. Gerade diese Rigorosität erzeugt das Gefühlschaos. Das Unbewusste wird draußen gehalten und dadurch gerade erzeugt. Die Dialektik von Adorno und Horkheimer. Der Vernunft begegnet im Anderen ihrer selbst eine ungewollte Schwester, die ihr umso näher rückt, als sie diese von sich fernzuhalten versucht. Eine Sicherheitspolitik, die Ängste verstärkt oder gar erfindet, vor denen sie sich schützen will. Das, was dann erzeugt wird, ist das Unheimliche und Furchterregende. Sicherheit, die Unsicherheit erzeugt. Und niemand will das Projizierte, Andere, das Verdrängte sein. In my mind. Zuerst warteten sie langsam. Und dann immer schneller. Weil ihr Stolz sie dazu bringt, sich den Kopf zu zerbrechen, bevor sie mit einem kleinen Einfall aufwarten können.
Bei der Intuition, dem Ein-Fall, das andere des logischen Denkens, reden wir von der Gefühlsklugheit, die gewiss im Gefühlschaos ihren Gegenpart hat. Gefühlschaos entsteht in der Beherrschung. Herz und Verstand sind kein Team. Im kreativen Denken steckt immer auch die Fantasie, die Kraft von Bildern, die der Ein-Bildung entstammen; ohne Assoziation und Empathie gibt es kein anteilnehmendes Denken. Kein lustvolles Denken, mit Antrieb und Energie, eine Kraftform, ohne die wir nicht existieren könnten. Es ist Depression, Repression. Was bedeutet es, ein Mensch, ganz zu sein? Diese, unsere Verhältnisse auf eine Weise zu interpretieren, dass ihre Veränderbarkeit in Richtung Befreiung aufscheint, vor allem von der Perfektion. Das ist nichts, was wir tun müssen. Aber wir können es. Und wir sollten es. Und glauben, dass es möglich ist, dass er da ist, dieser Raum, selbst unter repressivsten Bedingungen. Tun wir es nicht, machen wir den Raum nur enger.
*Mit Lyrics von Cäthe, Heinrich Heine und Christian Petzold