nocturne
Die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühle und Erfahrungen. Night on earth. Bis wohin reicht ihr Leben, und wo beginnt die Nacht?
Steht vor dem Fenster, ein Bild in der Hand. Gestorben, sie weiß, wer es war. Noch so jung. Draußen, unweit vom Brunnen, steht ein Rennwagen.
Ein Mann auf der Flucht. Es gibt Wagen, in die man nicht einsteigen darf. Der Besitzer dieses Wagens ist mit einem Jungen tödlich verunglückt. Glaub mir, es ist einfach.
»Und im Netz nenn' ich mich Justus-Maximilian, Fahr' einen Porsche, den ich geleast hab', An meinem Handgelenk Patek Philippe grad, Mach' bisschen Trading, mach' bisschen dies-das, Ich lass' mein Geld für mich arbeiten, Wochenende, hoch die Hände, FC Bayern München, Wochenende, Dividende, Erste ist die schwerste Milli, außer wenn man erbt, Leb deinen Traum, ich mach' das auch«
Als sie vier war stieg auch sie einmal in ein Auto, das einen Unfall hatte. »Steig in das Auto«, sagte ihre Mutter, »aber komm von der Fahrbahn«. Sie wusste, dass man ihnen nicht trauen kann. Er landete im Gefängnis, aber kam wieder. Er sagte, man darf alles tun, aber man darf sich nicht erwischen lassen. Glaub mir, es ist einfach.
»Und im Netz nenn' ich mich Leon, Wie der Löwe, wegen stark, Ist ein Catfish ein Raubtier?, Schau, mein Bizeps, alles hart, Pick-Up-Art, Mach' jede Einkaufsmeile unsicher, Maria, hilf mir, ich bin überfällig, Nur im Sternzeichen Jungfrau, denn mein Bodycount ist siebenstellig, Hab' dich direkt geseh'n, verrat mir dein'n Nam'n, Uh, du bist eine zehn von zehn, War schlecht in der Schule und bin kein Mathematiker, Aber kläre Nummern, wie ein Mathematiker, Ich reiß' auf wie der Himmel, Genieß' die Sonne, leb' den Traum«
Sie, ihre Welt in vier Wänden, Tür auf, Augen auch. Er kommt rein, lässt sie nie allein. Sie soll ihm gehören. Sie drückt ihn raus, er hält sie zurück, so zurückhaltend, schließt die Tür, denkt, er ist weg. Doch er öffnet eine andere. Legt sich nieder, wo ihre Liebe schlief. Was tun Sie hier? Krankenschwestern rufen Schutzmänner ins Spital, ein Wort von ihm und sie wissen, dass man ihm nicht trauen kann. Jeder kann es sehen. Glaub mir, es ist einfach.
Ihr Herz kann nicht schlafen. »Taximann, weißt du, bei mir zuhause-«, und die Sirenen ziehen an ihnen vorbei. Bekleidet mit einer Decke, sie zwingt sich durch die Nacht. In einer Kneipe läufts in den Nachrichten. »Ein Mädchen wird verfolgt, schrecklich sowas.« Sie steht vor ihr, ihrer Mutter. Elle ne voit rien.
Irgendetwas greift nach mir, lässt mich fallen. Es sagt, ich sehe was, was du nicht siehst.
Pourquoi?
Pourquoi fait-il si sombre ici? Pourquoi es-tu si triste? Pourquoi ai-je si froid? Pourquoi ton cœur bat-il si vite? Pourquoi me pousses-tu contre le mur? Pourquoi ne dis-tu plus rien? Pourquoi tes yeux sont-ils vides? Dis que c'est de ma faute? Je suis désolé. Ne me quitte pas.
Ich kann mich nicht mehr wehren. Erst tut es weh. Es soll untergehn, im stillen darben. Dann beginnt das Kribbeln. Ich ziehe Luft in meine Lungen. Es fährt mir durch die Glieder und ich werde ganz starr. Für Minuten gehe ich verloren, gehöre ich dir. Du bist zu sensibel. Im Krankenhaus, du diskutierst mit mir. Suchst einen Ort, an dem du sein darfst. Wahrscheinlich ist das alles, was du willst. Ich habe dich noch nie gesehen. Du kommst aus der Tiefe. Ich glaube, ich vermisse dich.
Und was passiert denn dann, wenn ich dich verlasse? Immer auf der Flucht vor etwas, ich drücke es weg, es kommt zurück. So denke ich dich. Mit Cleverness kam ich nie sehr weit. Wie das wohl so ist, wenn du gefangen bist. Glaub mir, es ist einfach. Meine Angst setzt die Grenzen dort, wo es keine gibt, wo alles antastbar ist. Sie tut etwas, weil ich nichts tue.
Est-ce que c'est moi? Ne t'inquiète pas, je suis là. Écris-moi une lettre, viens, écris-moi de Paris. Car là où tu es, c'est là que je veux aller.
Je n'ai pas besoin de me protéger de moi-même. Je n'ai pas besoin de me fuir. Ni dur, ni mou, clair. La limite.
* mit Lyrics von Faber